Female Obsession
Clap your hands and say yeah
2017
Performative Installation
Insofern wir das „Individuum“ nicht als feste Kategorie auffassen, sondern als eine trans-modernistische Art des Selbst, das sich nach der Form der Konditionen verschiebt, in der es lebt und tätig ist, sind wir gefordert uns mit einer anderen Art von Individuum beschäftigen. Dabei gilt es zu bedenken, dass das „Individuum“ nicht absolut, sondern ein Produkt sozialer Kräfte und Beziehungen ist, durch die das Selbst in verschiedenen, widersprüchlichen Weisen handelt. Seit den neunziger Jahren konzentrieren sich von Michel Foucault inspirierte Schriften wie Gilles Deleuzes „Postscript on Control Societies“ bis Tiqquns „Theory of a Young Girl“ auf eine besondere, neu entstandene Variante des neoliberalen Selbst, bei der KäuferInnen/VerbraucherInnen zu BenutzerInnen/ExpertInnen geworden sind (definiert durch die Netzwerke, auf die sie zugreifen und die sie mobilisieren können). In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die damit verbundenen Kräfte der Subjektivierung – die Dezentralisierung der Medien, die Verbreitung von user-generated content, der Aufstieg der Aufmerksamkeitswirtschaft – verstärkt. Dies führt zu einer erhöhten Polarisierung, der Dominanz der affektiven Sprache über rationales Denken und im Gegenzug zu einem Diskurs, der zunehmend von einer Post-Wahrheit, einer hyperrealistischen und kulturelle Ressourcen ignoriereden identitären Politik geprägt ist. Wir sind gefordert, die Komplexität des gegenwärtigen Zeitpunkts, der sozio-ökonomischen Beziehungen oder der Phänomene der spezifischen transkulturellen Dynamik zu analysieren, um neue praktikable Strategien zu produzieren.
Female Obsession (gegründet 2002 in London) ist ein internationales Projekt, das sich auf Interventionen im transkulturellen Kontext konzentriert. Aktuelle Projekte 2017: Encouragement, Projectspace Saracura, Rio De Janeiro, Brazil. Attention! Promised Place – Contesting Common Grounds, Fluca, Austrian Cultural Pavillion, Plovdiv, Bulgaria.